Viele Verbraucherinnen und Verbraucher suchen bewusst fair gehandelte Lebensmittel. Aber lassen sich zum Beispiel Kaffee und Tee aus fairem Handel auch in Supermärkten und Drogerien gut finden? Und wie sieht der Preis im Vergleich zu Markenprodukten bzw. Eigenmarken aus?
- Fair gehandelte Lebensmittel fördern nachhaltigen Anbau, faire Handelsstrukturen und verbessern die Lebens- und Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern. Die Nachfrage ist jedoch immer noch gering.
- Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Berlin ergab: Kaffee aus fairem Handel war in fast allen besuchten Einkaufsstätten erhältlich. Fairen Schwarztee gab es in fünf von acht Geschäften. Meist waren die Produkte im selben Regal wie herkömmliche Produkte zu finden.
- Der Mehrpreis im Vergleich zu herkömmlichen Heißgetränken betrug jeweils 2 bis 6 Cent pro Tasse (verglichen mit Eigenmarken- bzw. bekannten Markenprodukten). So kann mit geringem Mehraufwand fairer Handel unterstützt werden.
Alles fair – oder was?
Der Kauf fair gehandelter Produkte hat viele positive Effekte: Nicht nur die fairen Handelsbeziehungen werden gestärkt, auch bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeiter-und Kleinbauernfamilien in den südlichen Ländern und ein umweltverträglicher Anbau werden gefördert. So können Verbraucherinnen und Verbraucher schon beim Genuss des täglichen Heißgetränks eine umwelt- und sozialverträgliche Produktion fördern.
Der Umsatz von Lebensmitteln aus fairem Handel steigt zwar stetig an, ist aber insgesamt noch gering: So liegt der Anteil von fair gehandeltem Kaffee, dem in Deutschland bekanntesten fair gehandelten Produkt, bei lediglich 4,4 % (Stand: Juli 2017, Quelle: „Forum Fairer Handel e.V.“).
Woran liegt das?
Mögliche Hürden für den Kauf könnten der höhere Preis von fair gehandelten gegenüber herkömmlichen Waren oder eine geringere Verfügbarkeit fairer Produkte im Einzelhandel sein. Früher waren diese Produkte nur in speziellen Geschäften erhältlich, heute gibt es sie auch im Supermarkt, Discounter und sogar dem Drogeriemarkt. Doch sind die Produkte auch beim täglichen Einkauf leicht zu finden?
Deshalb haben wir in einem Marktcheck Folgendes untersucht:
- Verfügbarkeit von fair gehandeltem Kaffee und Tee in Einkaufsstätten des täglichen Bedarfs (großer Verbrauchermarkt, Supermarkt, Discounter, Drogeriemarkt; jeweils zwei Einkaufsstätten), Platzierung im Regal (Aufwand des Einkaufs)
- Preis von fair gehandeltem Kaffee und Schwarztee (sowohl pro Kilogramm als auch pro Tasse) im Vergleich mit Markenprodukten und Handelsmarken
Dafür wurden in der Zeit vom 28.08.-02.09.2017 in acht Einkaufsstätten in Berlin sowohl fair gehandelter Kaffee und Schwarztee als auch Produkte der erhältlichen bekannten Marken sowie der jeweiligen Eigenmarken eingekauft. Die vollständige Liste finden Sie in dieser Tabelle.
Die Ergebnisse:
Verfügbarkeit
Fairen Kaffee gab es in allen besuchten Einkaufsstätten, nur nicht im dm-Drogeriemarkt. Fair gehandelten Tee gab es in fünf von acht besuchten Geschäften (nicht erhältlich bei Rossmann, Rewe und Hit Ullrich).
Sichtbarkeit
In fast allen untersuchten Märkten waren die fairen Produkte im selben Regal wie die herkömmlichen zu finden, außer im Drogeriemarkt Rossmann Hier stand der Kaffee aus fairem Handel zwischen verschiedenen Produkten der drogerieeigenen Bio-Produkte und musste zunächst gezielt gesucht werden. Bei Edeka gab es im Eingangsbereich zusätzliche abgegrenzte Regale für verschiedene fair gehandelte Produkte, darunter auch ein Regal ausschließlich mit gepa-Produkten.
Preis
Umgerechnet auf eine Tassenportion gibt es fairen Kaffee für 14 Cent pro Tasse, Markenkaffee für 12 Cent und Kaffee der Eigenmarken für 8 Cent pro Tasse zu kaufen. Ähnliche Preisunterschiede zeigten sich auch bei fairem im Vergleich zu herkömmlichem Schwarztee: Eine Tasse fairer Schwarztee kostet umgerechnet in der Stichprobe 10 Cent pro Tasse (Beutel), Schwarztee der bekannten Marken 8 Cent und eine Tasse Eigenmarken-Schwarztee 4 Cent.
Bei 3 Tassen Kaffee oder Tee pro Tag ergibt das einen Unterschied von lediglich 1,80 Euro (Fairtrade vs. Markenprodukt) bis 5,40 Euro (Fairtrade vs. Eigenmarke) im Monat.
Fazit:
Schon mit geringem Mehraufwand können Verbraucherinnen und Verbraucher ohne große Änderungen in ihrem Einkaufsverhalten fairen Handel und nachhaltigere Produktion unterstützen. Dafür reicht schon der Griff in ein anderes Fach des Kaffeeregals im Supermarkt.