- Die freiwillige Kennzeichnung von Portionsangaben auf Lebensmittelverpackungen ist oft unsinnig und verwirrend, zeigt ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentralen.
- In einem bundesweiten Marktcheck wurden 211 Lebensmittel aus acht Produktgruppen überprüft. Teilweise rechnen die Hersteller mit Miniportionen ihre zucker- und fettreichen Produkte „gesund“.
- Anbieter und Gesetzgeber müssen nachbessern, damit Portionsangaben auf dem Etikett zu einer leicht verständlichen Einkaufshilfe werden.
Vor allem bei Süßwaren entsprechen die Portionsgrößen meist nicht der Realität. Fruchtgummischlangen oder Schokoladenriegel beispielsweise werden für die Portionsangabe willkürlich geteilt. „Wer isst nur ein Drittel eines Schokoriegels oder zwei Drittel einer Fruchtgummischlange?“, kritisiert Britta Schautz, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin, diese Praxis.
Unsinnige Portionsangaben haben die Verbraucherzentralen auch bei Konservendosen gefunden – auf einer Dosensuppe mit 390 Millilitern Inhalt eine Portionsgröße von 260 Millilitern und auf einer 250-Gramm-Dose mit Kidneybohnen eine Portion von 200 Gramm. In beiden Fällen bleiben – wenig verbraucherfreundlich – Reste übrig.
Für Kekse nutzen die Hersteller völlig uneinheitliche Portionsgrößen: 15 verschiedene Angaben zwischen 5 und 44 Gramm ermittelten die Verbraucherzentralen im Marktcheck. „In dieser Form bieten Portionsangaben überhaupt keine Orientierung beim Einkauf“, findet Britta Schautz. „Dieser Wirrwarr muss ein Ende haben!“
Die Ergebnisse des Marktchecks der Verbraucherzentralen verdeutlichen, dass die vor Kurzem von namhaften Unternehmen der Lebensmittelindustrie vorgeschlagene Ampelkennzeichnung pro Portion keine Lösung sein kann: Willkürlich festgelegte Portionsgrößen bergen die Gefahr, dass Verbraucher über die tatsächlich verzehrte Menge von Zucker, Fett oder Salz getäuscht werden.
Bereits eine bundesweite Untersuchung der Verbraucherzentralen im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass es große Unterschiede zwischen den Portionsangaben der Hersteller und dem Verbraucherverhalten gibt. Die Verbraucher füllten im Durchschnitt 81 Gramm für Müsli beziehungsweise 63 Gramm für Chips als Portion ab. Dies war mehr als das Doppelte der von den Herstellern angegebenen Portionen.
„Die derzeitige freiwillige Angabe von Portionsgrößen mit den dazugehörigen Nährwerten ist meistens keine Einkaufshilfe für Verbraucher“, meint Schautz. Die Verbraucherzentralen fordern die Hersteller auf, nur realistische Portionsgrößen wie einen Riegel, einen Becher oder eine Scheibe anzugeben. Darüber hinaus sollte der Gesetzgeber eine verständliche, farblich basierte Nährwertkennzeichnung auf der Basis von einheitlichen Werten wie 100 Gramm oder 100 Millilitern auf den Weg bringen, zum Beispiel in Form einer Nährwertampel auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen.
Weitere Ergebnisse und der vollständige Untersuchungsbericht zu Portionsgrößen bei Lebensmitteln unter www.verbraucherzentrale.berlin/marktcheck-portionsangaben.
Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.