Mehr Durchblick beim Einkauf von Fleisch

Pressemitteilung vom
Verbraucherzentralen fordern staatliches Label statt freiwilligen Label-Dschungel
Wer soll bei diesem Wirrwarr an Labeln noch durchblicken?
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Tierschutz steht hoch im Kurs. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen, dass die Tiere gut leben, bevor sie geschlachtet werden. Der Handel reagiert darauf mit neuen Marken und Labeln. Aktuell führt z.B. der Discounter Lidl einen vierstufigen „Haltungskompass“ ein: Vier Siegel mit den Ziffern 1 bis 4 signalisieren bei den Eigenmarken von Lidl verschiedene Haltungsstandards bei Frischfleisch – von der Einhaltung gesetzlicher Mindestanforderungen bis zum Öko-Standard. „Eine Kennzeichnung der Tierhaltung ist ein guter Ansatz. Doch mit jedem zusätzlich eingeführten Siegel wird es immer schwieriger, den Label-Dschungel zu durchschauen“, so Britta Schautz, Ernährungsreferentin der Verbraucherzentrale Berlin. „Um Verbrauchern Orientierung und Verlässlichkeit beim Einkauf zu geben, brauchen wir schnell ein einheitliches, mehrstufiges staatliches Tierwohllabel mit hohen Tierschutzstandards.“

Die Verbraucherzentralen haben in zehn Bundesländern und insgesamt 13 Filialen stichprobenartig ermittelt, welche Kennzeichnungen beim Frischfleischangebot von Lidl zu finden sind. In den Kühltheken fanden sie überwiegend Fleisch, das lediglich den gesetzlichen Mindeststandard einhielt. Mit dem geringfügig höheren Tierschutzstandard der Stufe 2 „Stallhaltung plus“ war nur frisches ungewürztes Geflügelfleisch zu finden, das von Betrieben der Brancheninitiative „Tierwohl“ stammen soll. Diese Betriebe bieten ihren Tieren beispielsweise zehn Prozent mehr Platz. Allerdings gab es bei dieser Kennzeichnung widersprüchliche Angaben. Auf gut der Hälfte der Geflügelpackungen mit dieser Kennzeichnung stand, dass das Fleisch möglicherweise nicht aus Betrieben der Initiative „Tierwohl“ stammt. „Lidl muss hier zwingend nachbessern“, so Schautz.

Das Angebot an Frischfleisch mit höherem Tierschutzstandard, der z.B. den Zugang der Tiere zu Außenklimabereichen einschließt, ist sehr überschaubar. Hier fanden die Verbraucherzentralen in der Erhebung nur ganze Hähnchen – und das nicht einmal in jeder Filiale. Das Siegel der Stufe 4 „Bio“ fand sich nur auf wenigen Packungen mit Hackfleisch und Gulasch.

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner sollte das seit Langem angekündigte staatliche Tierwohllabel zügig auf den Weg bringen, um einem zunehmenden Label-Dschungel Einhalt zu gebieten. Nur ein einheitliches staatliches Siegel, das hohe Standards für Tierschutz und Tiergesundheit garantiert, schafft Transparenz und Verlässlichkeit für Verbraucherinnen und Verbraucher.

 
   
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