Online-Lebensmitteldienste im Stadt-Land-Vergleich: Berlin im Vorteil

Pressemitteilung vom
Schnell, praktisch, stressfrei – so soll der Online-Einkauf von Lebensmitteln sein. Doch die Verfügbarkeit und Alltagstauglichkeit von Online-Lieferdiensten hängt stark vom Wohnort ab.
Marktstand

Marktcheck zum Online-Lebensmittelhandel

  • Marktcheck der Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg zeigt große Unterschiede zwischen Hauptstadt und ländlichen Regionen
  • Verfügbarkeit und Alltagstauglichkeit nur in der Großstadt verbraucherfreundlich
  • Lieferqualität hängt vom Anbieter ab, kleine Einzelhändler können nicht mithalten
  • Im Test: Vier Online-Supermärkte mit großem Sortiment, frischen und tiefgekühlten Lebensmitteln
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Schnell, praktisch, stressfrei – so soll der Online-Einkauf von Lebensmitteln sein. Doch die Verfügbarkeit und Alltagstauglichkeit von Online-Lieferdiensten hängt stark vom Wohnort ab; Verbraucherinnen und Verbraucher in ländlichen Gegenden haben das Nachsehen. Das hat ein nicht-repräsentativer Marktcheck der Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg ergeben.

Die Verbraucherzentralen wählten für den Test die Anbieter AllyouneedFresh, myTime sowie einen lokalen EDEKA-Händler (nur für Berlin möglich) aus. Insgesamt elf Testhaushalte (fünf in Berlin, sechs in Brandenburg) bestellten je einen standardisierten Warenkorb aus haltbaren, frischen und tiefgekühlten Produkten. Zusätzlich wurde der zum Testzeitpunkt neue Anbieter AmazonFresh für je eine Adresse in Berlin und Potsdam getestet.

Verfügbarkeit: Berlin top, Brandenburg flop

Während Berliner Verbrauchern nahezu alle Online-Lebensmittelhändler zur Verfügung stehen, haben Verbraucher in Brandenburg nur eine geringe Auswahl. Die Online-Verfügbarkeit der großen Supermarktketten endet oft am Rand des Berliner „Speckgürtels“. „Wir konnten in der Fläche Brandenburgs daher nur überregional agierende Online-Supermärkte in unseren Test einbeziehen“, erklärt Annett Reinke von der Verbraucherzentrale Brandenburg. Lokal ansässige Einzelhändler bieten zwar auch in Brandenburg vereinzelt einen Lebensmitteleinkauf über das Internet an, die für den Marktcheck ausgewählten Orte (u.a. in den Landkreisen Elbe-Elster und Prignitz) waren davon jedoch ausgeschlossen.

Anders als in Berlin und Potsdam konnte im ländlichen Raum Brandenburgs nur eine Zustellung per Paketservice ausgewählt werden. Das bedeutet zum Teil sehr große Mengen an Verpackungsmüll und zudem lange Lieferzeitfenster von zehn Stunden, in denen jemand zu Hause auf den Paketdienst warten muss. Da gefrorene, gekühlte und nicht gekühlte Produkte im Test in bis zu zwei einzelnen Lieferungen verschickt wurden, mussten die Testverbraucher für die Annahme einer Lebensmittelbestellung sogar an mehreren Tagen zu Hause sein. „Für Berufstätige ist dieser Service praktisch nicht nutzbar“, so Reinke.

Qualität: Schwächen bei frischen und losen Lebensmitteln

Die Qualität und der Zustand der Lebensmittel wie Tomaten, Salat, Milch, Eier, frisches Schweinefleisch, frischer bzw. tiefgekühlter Fisch sowie tiefgekühlte Erbsen und Himbeeren waren überwiegend gut – nur leider nicht ausnahmslos. So gab es Abstriche bei der Qualität von Obst und Gemüse, das im Paket nur lose zwischen anderen Lebensmitteln verpackt war. Der in einem Fall mit fünf Tagen Verspätung angelieferte „frische“ Fisch war nicht mehr zum Verzehr geeignet, sein Mindest-haltbarkeitsdatum bereits überschritten. „Händler müssen geeignetere Verpackungen für empfindliche Lebensmittel finden und ihre Transportunternehmen für die Beförderung von Lebensmitteln stärker sensibilisieren “, so Dr. Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin.

Vor allem der kleinere Einzelhändler der EDEKA-Gruppe ließ Sorgfalt und Professionalität vermissen. Die Lebensmittel wurden zwar fast verpackungsfrei in Mehrwegkisten transportiert, allerdings ohne geeignete Kühlvorrichtungen. So überschritten die tiefgekühlten Lebensmittel die zulässige Temperatur von -18 Grad Celsius deutlich, in einem Fall lagen sie sogar 2 Grad über dem Gefrierpunkt. Die Sicherheit der Lebensmittel kann so nicht gewährleistet werden.

Erfolg für Verbraucher: EDEKA Christ muss Kosten besser ausweisen

Die Verbraucherzentralen überprüften ebenfalls Vertragsgestaltung und Widerrufsbelehrung. Das Ergebnis: Die überregionalen Anbieter informieren zwar über das Nichtbestehen eines Widerrufsrechtes für schnell verderbliche Ware,  allerdings sind die bereitgestellten Informationen für Verbraucher wenig hilfreich. Hier sollte mit  Beispielen verdeutlicht werden, welche Produkte vom Widerruf ausgeschlossen sind.

Beim EDEKA-Händler wird der Vertrag erst an der Tür geschlossen, weshalb es online keine Widerrufsbelehrung gibt. Eine Service-Pauschale muss der Verbraucher aber auch zahlen, wenn er sich an der Haustür gegen den Kauf entscheidet. Das ist beim Bestellprozess für den Verbraucher aber nicht zu erkennen. Deshalb mahnte die Verbraucherzentrale Berlin EDEKA Christ mit Erfolg ab: Der Anbieter wird nun die Kostenpflicht kennzeichnen.

Fazit

„Lebensmittel online zu bestellen ist insbesondere für Menschen außerhalb der Großstadt noch keine alltagstaugliche Alternative“, so die Verbraucherschützer. Wer in guten Liefergebieten wohnt, kann aber durchaus profitieren: „Insgesamt bieten die getesteten Lebensmittelhändler einen guten Service, hochwertige Produkte und halten sich an die gesetzlichen Spielregeln“, fassen sie zusammen. Verbesserungsbedarf gibt es aus Sicht der Verbraucherzentralen für kleine Händler, die den Service neben dem stationären Supermarkt anbieten, bei der Qualität und Logistik.

Verbraucher sollten sich vor der Online-Bestellung von Lebensmitteln Zeit nehmen, um verschiedene Anbieter zu vergleichen und den passenden Service auszuwählen. Entscheidende Kriterien können das Lieferzeitfenster, die Art der Zustellung und Verpackung und natürlich die Lieferkosten und mögliche Zusatzgebühren sein.

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