Tele Columbus und PrimaCom: Wer keinen neuen Tarif will, sollte widersprechen
Unter dem Betreff "Einführung neues Produktportfolio" wird angekündigt, dass der aktuelle Internetvertrag der Kunden zu März auf einen neuen Tarifumgestellt wird, der im Einzelfall zwischen 24,99 und 44,99 kostet und laut Auskunft des Anbieters mit einer Steigerung der Bandbreite einhergehen soll. Nach Ansicht der Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg ist diese Umstellung jedoch unzulässig.
"Mit diesem Vorgehen umgehen die Anbieter ihre Pflicht, die Zustimmung der Verbraucher einzuholen", so Jana Brockfeld, Juristin der Verbraucherzentrale Berlin. In den vorliegenden Fällen sollen sich Preis und Leistung ändern, ohne dass sich die Kunden hierzu ausdrücklich äußern. Statt die Zustimmung der Verbraucher einzuholen, weisen die Unternehmen ihre Kunden nur darauf hin, dass sie der Umstellung innerhalb einer bestimmten Frist widersprechen können. "Hier wird das Zivilrecht einfach mal auf den Kopf gestellt", so Michèle Scherer, Juristin der Verbraucherzentrale Brandenburg.
Das Vorgehen der beiden Anbieter sorgt auch deshalb für Kopfschütteln bei den Verbraucherschützern, weil die Verbraucherzentrale Berlin bereits im vergangenen Jahr Tele Columbus gerichtlich abgemahnt hatte ebenfalls wegen einer automatischen Tarifumstellung. Am 8. Juni wird das Landgericht Berlin über die Unterlassungsklage verhandeln. "Nach der neuerlichen Tarifumstellung hat die Verbraucherzentrale Berlin Tele Columbus nun ein zweites Mal und nun auch PrimaCom abgemahnt", so Brockfeld.
"Wer die Tarifänderung nicht möchte und auf Nummer sicher gehen will, sollte dennoch widersprechen. Dazu reicht ein kurzes Schreiben an die Unternehmen, am besten per Einwurfeinschreiben", erklärt Scherer.
Wer Hilfe beim Verfassen eines Widerrufs benötigt oder sonstige Fragen zu seinem Telekommunikationsvertrag hat, kann sich an die Verbraucherzentrale wenden. Informationen zu Beratungs- und Öffnungszeiten unter www.verbraucherzentrale-berlin.de (Berlin) und www.vzb.de (Brandenburg).
Mehrere Verbraucher haben den Verbraucherzentralen Berlin und Brandenburg berichtet, dass sie nach ihrem Widerspruch von Mitarbeitern der Tele Columbus angerufen wurden.
Die Verbraucher sollten anscheinend dazu überredet werden, doch noch in den neuen Tarif zu wechseln. Und an Fantasie, die Verbraucher zurück zu gewinnen, mangelte es den Anrufern nicht. Verbraucher berichteten zum Beispiel, ihnen sei erzählt worden, dass ihr Widerruf angeblich verspätet erfolgt sei. Oder es solle es den alten Tarif gar nicht mehr geben und eine Umstellung sei daher unumgänglich.
Interessant dabei: Die Verbraucher, die sich am Telefon nicht umstimmen ließen, haben kurz darauf die schriftliche bzw. telefonische Bestätigung ihres Widerspruchs erhalten und die Auskunft, dass sich an ihrem bisherigen Tarif nichts ändern würde.
Die Verbraucherzentralen raten Betroffenen, sich von solchen Anrufen nicht beirren zu lassen und auf jeden Fall an ihrem Widerspruch festzuhalten.