Das entspricht etwa 45.000 Tonnen Lebensmitteln pro Jahr an allen deutschen Ganztagsschulen. Können Schülerinnen und Schüler in die Lösung des Problems einbezogen werden? Beim Ideenwettbewerb der Verbraucherzentrale Berlin hatten Berliner Grundschulkinder die Möglichkeit, eigene Vorschläge zu entwickeln, wie sie Lebensmittelabfälle in ihrem Umfeld reduzieren können. Nun steht die Gewinnerschule fest
Jedes Lebensmittel ist kostbar
Weggeworfene Lebensmittel stellen eine enorme Ressourcenverschwendung dar, denn für Produktion, Verarbeitung, Lagerung und Transport müssen viel Energie, Wasser und auch Bodenressourcen eingesetzt werden. Auch in der Schulverpflegung wird rund ein Viertel der Lebensmittel durch Überproduktion, Lagerverluste, Ausgabeverluste und Tellerreste entsorgt. Laut der Kampagne „Zu gut für die Tonne“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) können in der Außer-Haus-Verpflegung durchschnittlich 25 % der Speiseabfälle durch einfach umsetzbare Maßnahmen wie der Schulung von Ausgabekräften und Caterern sowie einer bedarfsgerechten Kalkulation der Produktion eingespart werden. Doch auch die Schüler selbst spielen eine wichtige Rolle in der Vermeidung von Lebensmittelabfällen in den Schulkantinen. Die Verbraucherzentrale Berlin hat daher eine Bildungskampagne an 12 Berliner Grundschulen zum Thema Lebensmittelwertschätzung durchgeführt und diese mit einem Ideenwettbewerb abgeschlossen.
Wertschätzung für Lebensmittel lässt sich erlernen
Eine umfangreiche Ernährungsbildung stellt einen wichtigen Baustein in der Reduktion von vermeidbaren Lebensmittelabfällen in Schulmensen dar. „Wenn Kinder frühzeitig an das Thema Lebensmittelwertschätzung herangeführt werden, gehen sie ganz anders mit ihrem Essen zu Hause und in der Schule um“, sagt Saskia Erdmann, Ernährungswissenschaftlerin der Verbraucherzentrale Berlin. „Durch die Beschäftigung mit dem Thema in jungen Jahren begreifen die Schülerinnen und Schüler den Wert ihrer Lebensmittel und erkennen, warum ein bewusster Umgang mit unserer Nahrung aus ökologischer, ökonomischer und ethischer Sicht von großer Bedeutung ist.“ Deshalb führte die Expertin seit April 2021 kostenlose Workshops zur Ernährungsbildung an verschiedenen Berliner Grundschulen durch, in denen Ursachen für Lebensmittelverschwendung über die gesamte Wertschöpfungskette, der Ressourceneinsatz für die Lebensmittelproduktion sowie eigene Handlungsmöglichkeiten interaktiv vermittelt wurden.
Ideenwettbewerb gegen Lebensmittelverschwendung
„Was können wir tun, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren?“ – dieser Frage standen die Grundschüler im abschließenden Ideenwettbewerb gegenüber. Viele Ideen zur Lebensmittelrettung wurden daraufhin kreativ veranschaulicht und eingesendet. Gemeinsam mit Expertinnen der Berliner Stadtreinigung (BSR), die den Wettbewerb im Rahmen ihrer Zero Waste Strategie unterstützt hat, zeichnet die Verbraucherzentrale Berlin nun die Gewinnerklasse aus. „Besonders überzeugt haben uns die Ideen der Klasse 3b der Grundschule Alt-Karow. Hier wurden sehr viele wichtige Maßnahmen zur Reduktion von Lebensmittelabfällen erarbeitet“, so Erdmann. „Wenn sich private Haushalte die Hinweise der Kinder zum Vorbild nähmen, könnte ein Großteil unnötiger Abfälle eingespart werden. Das Ziel des BMEL, bis 2030 die Hälfte der Lebensmittelabfälle in privaten Haushalten einzusparen, würde in greifbare Nähe rücken.“ Denn die Schüler raten, nur das zu kaufen, was man braucht, und nicht bei jedem Sonderangebot zuzugreifen. Hat man doch einmal zu viele Lebensmittel zu Hause, sollte man diese mit anderen Menschen teilen. Reifes Obst und Gemüse kann zu Smoothies oder Marmeladen verarbeitet werden und ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Grund, ein Lebensmittel wegzuwerfen. Für diese Ideen gegen Lebensmittelverschwendung im Privathaushalt sowie deren kreative Ausgestaltung mit mehreren Plakaten werden die Kinder heute durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz zum Sieger des Wettbewerbs gekürt.
Kochen mit dem Profi
Nun geht es an die Umsetzung: Die Gewinnerklasse erhält die Möglichkeit, ihre Ideen gegen Lebensmittelverschwendung mit Benjamin Perry, Profi-Koch, Fachbuchautor und Vorstand des Vereins „Essen macht Schule“, in der Küche umzusetzen. Gemeinsam wird ein regionales und saisonales Essen unter der Prämisse „Zero Waste“ gekocht und dabei erarbeitet, wie Lebensmittel nachhaltig beschafft, ganzheitlich verwertet und schmackhaft zubereitet werden können. Der Kochkurs wird Ende Januar kurz vor den Winterferien mit 12 Schülern stattfinden. „Wir sind optimistisch, dass die Teilnehmenden durch die Bildungskampagne, die Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen des Ideenwettbewerbs und die praktische Erfahrung in der Küche zukünftig selbst darauf achten, Lebensmittelabfälle im eigenen Umfeld bestmöglich zu vermeiden“, so Erdmann.