Handy und Smartphone reparieren, verkaufen oder spenden

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Das Smartphone wird langsamer oder der Akku hält nicht mehr so lange. Gefühlt viel zu früh treten Defekte auf. Oftmals wird dann gleich ein neues Modell gekauft. Notwendig ist das häufig nicht. Auch beim Umgang mit dem Smartphone können Sie viel Geld sparen und die Umwelt schützen. Wir zeigen, wie.
auseinander gebautes Handy

Das Wichtigste in Kürze:

  • Einfache Reparaturen wie ein Akkutausch oder eine Optimierung der Software sind erheblich preiswerter als ein neues Smartphone. Hilfe bieten z.B. Repair-Cafés.
  • Meist reichen gebrauchte Smartphones völlig aus. Gerade neue Modelle haben in den ersten Jahren einen hohen Wertverlust, den man nicht mitmachen muss.
  • Um Handys bauen zu können, müssen Rohstoffe mit erheblichen Belastungen für die Umwelt gewonnen werden. Häufig geschieht dies unter verwerflichen Arbeitsbedingungen.
  • Auch irreparable Handys sind kein Schrott. Sie lassen sich oft noch verkaufen. Auch nehmen Organisationen die Geräte als Spende an.
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Tonnenweise Gold und Silber

Hip soll das Handy sein und auf dem neuesten technischen Stand. Spätestens nach zwei Jahren werden die meisten Geräte deshalb bereits ausgemustert und gegen ein neues Modell eingetauscht.

Die Folge: Jeder Deutsche besitzt im Durchschnitt mehr als drei Handys. Etwa 200 Millionen Geräte schlummern nach Schätzung der Deutschen Umwelthilfe in den Schubladen ‒ und mit ihnen rund 50 Tonnen Silber, 4,8 Tonnen Gold, 1750 Tonnen Kupfer und viele andere wertvolle Rohstoffe wie Platin oder seltene Erden.

Mit dem Abbau dieser Rohstoffe sind nicht nur beträchtliche Umweltbelastungen verbunden. Auch Menschenrechtler schlagen Alarm. Vielfach werden die Materialien unter gefährlichen und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen gewonnen. Und in Ländern wie dem Kongo finanzieren sich etliche Kriegsherren mit dem Handel seltener Metalle.

Reparieren – lohnt sich das?

Kaputte Displays sind mit großem Abstand Schaden Nummer 1 bei Mobiltelefonen. Ärger machen daneben vor allem schlappe Akkus, defekte Tasten wie etwa Home- oder Powerbuttons und Wasserschäden. Die gute Nachricht: Ein Displaybruch lässt sich gut reparieren. Das gilt auch für Homebutton & Co. und für Anschlüsse wie Lade- oder Kopfhörerbuchsen oder den Wechsel eines Akkus. Die Ausgaben dafür liegen spürbar unter dem Preis für ein neues Gerät.

Anhaltspunkte für Preise können Sie online recherchieren. Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollten Sie aber immer einen schriftlichen Kostenvoranschlag einholen.

Ein weiterer Vorteil einer Reparatur ist, dass Sie Zubehörteile weiter nutzen können. Außerdem haben Sie eine gute Chance, dass Einstellungen und gespeicherte Daten wie Kontakte, Fotos, Apps erhalten bleiben. Eine Garantie dafür gibt es nach Erfahrungen der Stiftung Warentest jedoch nicht.

Sichern Sie daher vor der Reparatur unbedingt Ihre persönlichen Daten! Besser noch ist eine regelmäßige Datensicherung. Dann sind Sie auch vor Datenverlust geschützt, wenn die Informationen wegen Diebstahl oder bei einem Totalschaden nicht oder nur noch für viel Geld zu retten sind.

Den richtigen "Handy-Doktor" finden

Reparaturen bieten Hersteller ebenso an wie Händler und unabhängige Werkstätten. Sie können wählen, ob Sie Ihr Handy im Laden instand setzen lassen oder ob Sie es einsenden. Reparaturen vom Hersteller sind teurer, aber meist besser ausgeführt. Unabhängige Werkstätten arbeiten dafür meist preiswerter und direkt vor Ort.

Einfach ist die Wahl eines Reparaturdienstes daher nicht. Neben den Ergebnissen der Stiftung Warentest können Sie online Bewertungen anderer Nutzer zu Rate ziehen (zum Beispiel bei www.kaputt.de). Einen Anhaltspunkt bieten auch die Informationen, die Sie vorab abrufen können:

  • Erhalten Sie online oder bei der Hotline die Informationen, die Sie benötigen?
  • Werden Sie verbindlich und eindeutig über die Kosten und die Dauer der Reparatur informiert? Erhalten Sie eine schriftliche Bestätigung über diese Angaben?
  • Ist für Sie nachvollziehbar, wie die Reparatur abläuft und welche Schritte Sie veranlassen müssen? Werden Sie auf die Datensicherung hingewiesen, und steht hierfür eine verständliche Anleitung zur Verfügung?
  • Ist die Abwicklung kundenfreundlich? Gibt es beispielsweise Paketaufkleber? Welche Zahlungsarten werden angeboten? Haben Sie Schwierigkeiten, weil Sie selbst eine Fehlerdiagnose vornehmen müssen?
  • Bei einem Anruf sollten Sie die IMEI, die 15-stellige Identifikationsnummer Ihres Handys, bereithalten. Tippen Sie dazu *#06# auf Ihrem Smartphone ein.

Ihr gutes Recht, wenn etwas schiefgeht

Wenn das Handy innerhalb von zwei Jahren nach dem Kauf Probleme macht oder auch nach der Reparatur noch Mängel hat, müssen Sie das nicht hinnehmen. Bis zu zwei Jahre nach einem Kauf oder einer Reparatur muss der Händler dafür sorgen, dass Ihnen eine einwandfreie Ware zur Verfügung steht. Alle Kosten trägt der Händler. So sehen es die gesetzlichen Gewährleistungsrechte vor.

Achtung: Haben Sie einen Schaden verursacht haben, etwa weil Sie das Gerät falsch bedient haben oder Wasser eingedrungen ist, müssen Sie für die Reparaturkosten aufkommen.

Und was Sie bei einer Reklamation beachten müssen, erklären wir Ihnen in dieser Checkliste.

Nicht immer muss ein Profi ran

Reparaturen wie der Austausch des Displays sind auch für geschickte Laien machbar. Nutzen Sie kostenlose Anleitungen, als Video oder bebilderte Anleitung, wenn Sie selbst Hand anlegen wollen. Fündig werden Sie auf Webseiten wie www.ifixit.com, www.iDoc.eu oder bei YouTube.

Zusätzliche Unterstützung von erfahrenen Laien oder Fachleuten erhalten Sie in einem der Repair-Cafés, die es mittlerweile in vielen Orten gibt.

Video laden: Erst wenn Sie auf "Inhalte anzeigen" klicken, wird eine Verbindung zu Vimeo hergestellt und Daten werden dorthin übermittelt. Hier finden Sie dessen Hinweise zur Datenverarbeitung.

Innerhalb der Gewährleistungszeit sollten Sie besser nicht selbst Hand anlegen, sondern auf einer Reparatur über den Händler bestehen.

Zu schade für die Schublade

Für die Umwelt ist es stets am besten, wenn Ihr Altgerät noch weiterverwendet oder wiederverwertet wird. So können tonnenweise wertvolle Rohstoffe eingespart und die Umweltschäden beim Abbau verringert werden. Technikfreaks oder spezialisierte Unternehmen nutzen noch verwendbare Teile und sind bereit dafür zu zahlen. Der Vorteil für Sie: Selbst ein irreparables Handy kann noch gutes Geld bringen. Nutzen können Sie beispielsweise gängige Handelsplattformen wie Ebay, Amazon oder hood.de.

Auch einige Mobilfunkunternehmen bieten an, alte Geräte zu kaufen. Die gebotenen Preise sind unterschiedlich. Aber Achtung: Manche Anbieter stellen ausschließlich Gutscheine für eigene Shops aus.

Sie können das Handy auch spenden. Viele Organisationen wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) oder die Deutsche Umwelthilfe sammeln ausrangierte Geräte. Schadstoffe, die Umwelt und Gesundheit gefährden, werden dabei fachgerecht entsorgt. Wichtige Rohstoffe wie Gold, Silber, Kupfer können wiedergewonnen werden. Die Erlöse kommen sozialen oder Umweltprojekten zu Gute. Sammelpunkte in Ihrer Nähe oder per Post können Sie online ausfindig machen. Alternativ können Sie Ihr Altgerät auch beim kommunalen Wertstoff- oder Recyclinghof abgeben.

  • Entnehmen Sie die Sim-Karte und die Speicherkarte.
  • Löschen Sie auf jeden Fall Ihre persönlichen Daten, bevor Sie ihr Handy weggeben. Oft geht dies über die Funktion "Auf Werkeinstellungen zurücksetzen".
  • Auch nach dem Zurücksetzen auf Werkeinstellungen können Daten wiederhergestellt werden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt deshalb bei funktionierenden Smartphones, nach einem Werkreset ein nichtssagendes Video z.B. von einer weißen Wand aufzunehmen, bis der Speicher voll ist. Anschließend können Sie Ihr Gerät erneut auf Werkeinstellung zurücksetzen und abgeben.
  • Eine Entsorgung über den Hausmüll ist nicht zulässig.

Auch für Handys gilt: Vorsorge (und Pflege) sind besser als Nachsorge

Schon einige einfache Vorkehrungen reichen aus, damit Ihr Gerät lange ansehnlich und einsatzbereit bleibt. Auch bei einem Weiterverkauf erzielen Sie mit einem gepflegten Handy einen höheren Preis.

  • Schutzhüllen helfen, das Handy vor Schaden zu bewahren. Ergänzend können Display-Folien vor Kratzern und Beschädigungen schützen.
  • Handys vertragen extreme Temperaturen sehr schlecht. Vermeiden Sie daher nach Möglichkeit sowohl Kälte als auch Hitze und starke Sonneneinstrahlung oder Temperaturschocks.
  • Am günstigsten für moderne Lithium-Ionen-Akkus ist eine Aufladung zwischen 20 und 80 Prozent. Laden Sie den Akku daher nicht zu voll und entladen ihn andererseits möglichst auch nicht ganz.
  • Installieren Sie konsequent Software-Updates, um Sicherheitslücken ihres Mobiltelefons zu schließen.

Ihr Kauf stellt die Weichen

Schon beim Kauf eines neuen Smartphones können Sie dafür sorgen, dass Gesundheit und Umwelt besser geschützt werden. Optimal ist, falls möglich ein gebrauchtes Gerät zu kaufen und weiter zu nutzen. Dafür werden keine neuen Rohstoffe verbraucht. Entscheidend ist, dass das Gerät möglichst lange genutzt wird, von Ihnen selbst oder über eine Zweitnutzung. Eine gute Orientierung bieten Ihnen die Kriterien des Blauen Engel, als Kurzfassung in der Einkaufs-Checkliste von Ecotopten.

  • Damit Sie das neue Mobiltelefon möglichst lange nutzen können, ist es wichtig, dass Software-Updates für das Betriebssystem möglich sind, die Speicherkapazität nachträglich aufgerüstet werden kann, dass Akkus austauschbar sind.
  • Bevorzugen Sie ein Gerät mit geringer elektromagnetischer Strahlenbelastung. Sie erkennen sie an einem niedrigen SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate; sie misst die absorbierte Strahlenleistung im Gewebe). Beim Bundesamt für Strahlenschutz finden Sie aktuelle Werte für einzelne Modelle und Tipps, wie Sie beim Telefonieren die Strahlenbelastung niedrig halten.
  • Bei den Arbeitsbedingungen sollen die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) eingehalten werden.
  • Bisher gibt es nur zwei Anbieter, die sich um hohe Umwelt- und Sozialstandarts bei der Produktion bemühen: Fairphone und Shiftphone. Und auch diese Anbieter sind nicht zu 100 Prozent umwelt- und sozialverträglich. Aber immerhin: Erste Schritte sind getan.