Essen auf Rädern: Auswahlkriterien für einen mobilen Menüdienst

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Mit den Vor- und Nachteilen eines (täglichen) Menüdienstes sollten sich potentielle Interessenten beizeiten und nicht erst in akuter Notlage beschäftigen.
Zwei Glasschalen mit fertig zubereitetem Essen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Überlegen Sie genau, welche Bedürfnisse Sie haben.
  • Anbieter finden Sie über die Seniorenbüros der Gemeinden, die Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, die Pflegeberatungsstellen und -stützpunkte oder Kirchengemeinden.
  • Preisvergleiche lohnen sich, Essen vom selben Koch gibt es bei verschiedenen Anbietern zu unterschiedlichen Preisen.
  • Gute Anbieter orientieren sich an den Qualitätsstandards für „Essen auf Rädern“
  • Teilweise gibt es finanzielle Zuschüsse.
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Essen auf Rädern bietet sich nicht nur für Seniorinnen und Senioren an, die sich nicht mehr selbst versorgen können oder wollen. Den Alltag erleichtern die mobilen Menüdienste auch, wenn jemand nur vorübergehend auf Hilfe angewiesen ist - etwa bei Krankheit oder nach einem Unfall.

Das Angebot ist vielfältig: Von Hausmannskost über Trendmenüs bis zu diätetischen Speisen - wahlweise tiefgekühlt, aufwärmbar oder bereits servierfertig - wird alles geliefert. Qualität, Service und Preis können je nach Anbieter enorm variieren.

Deshalb ist es ratsam, sich vor der Entscheidung die Angebote vor Ort genau anzuschauen. Hilfe bietet auch unsere Checkliste.

Die Verbraucherzentrale Berlin hat sich im Mai 2023 verschiedene Essen-auf-Rädern-Angebote angeschaut. Ihr Fazit: Flexibel, aber zu viel Fleisch und zu wenig Kennzeichnung. Mehr dazu finden Sie hier.

Die Qual der Wahl

Obenan stehen zunächst die ganz persönlichen Bedürfnisse: Wünschen Sie zum Beispiel täglich warme Speisen, oder bevorzugen Sie eine wöchentliche Lieferung von Tiefkühlkost? Informationen zu verschiedenen Menüdiensten und deren Service bekommen Sie in städtischen Einrichtungen wie Seniorenbüros oder den Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände, den Pflegeberatungsstellen und -stützpunkten,  Kirchengemeinden oder einer Beratungsstelle der Verbraucherzentrale.
Manchmal wissen auch Freunde und Nachbarn, welche Anbieter hinsichtlich Qualität und Service empfehlenswert sind.

Flexible Angebote

Essen auf Rädern kann man meist ohne bürokratischen Aufwand für den nächsten Tag ordern oder abbestellen. Viele Menüdienste verzichten zudem auf einen schriftlich fixierten Vertrag und können oft auch kurzfristig gekündigt werden. Allerdings: Je nachdem, ob wöchentlich oder monatlich gezahlt wird, kann die gesetzliche Kündigungsfrist bis zu vier Wochen betragen. Ein schriftlicher Vertrag hat den Vorteil, dass dort alle Bedingungen, wie zum Beispiel die Kündigungsfrist, einfach nachgelesen werden können.

Servicetest

Grundsätzlich empfiehlt es sich, auf abwechslungsreiche Menüs zu achten. Sie sollten sich daher die Speisepläne für die letzten Wochen zeigen zu lassen. Idealerweise gibt es innerhalb von sechs Wochen keine Wiederholungen im Speiseplan. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) setzt als Standard vier Wochen an, in denen sich die Gerichte nicht wiederholen sollten. Pro Tag sollten zumindest zwei Gerichte zur Auswahl stehen, eines davon möglichst fleischlos. Frische Salate, frisches Obst und vegetarische Kost sollte man ebenso wie Mini-Portionen jederzeit bestellen können, auch auf religiöse Regeln (z.B. keinerlei Produkte vom Schwein) sollte Rücksicht genommen werden. Bei Erkrankungen, die Einschränkungen bei der Ernährung verlangen (zum Beispiel Allergien oder Gicht), ist es ratsam, sich eingehend nach Zubereitung und Zutaten zu erkundigen. Die wichtigsten Allergene sollten im Speiseplan gekennzeichnet sein. Bevor Sie sich für einen bestimmten Dienst entscheiden, sollten Sie auf jeden Fall einige Male zur Probe gegessen haben. Neben Qualität und Service zählen bei der Entscheidung auch die Lieferbedingungen.

Preisvergleich

Ein Menü kostet in der Regel zwischen 4,50 und 7 Euro. Doch aufgepasst: Anbieter kassieren für das gleiche Essen unterschiedlich viel. Da lohnt ein Preisvergleich, bei dem auch eventuelle Anlieferungskosten und Wochenendzuschläge zu berücksichtigen sind. Wenn Sie sich die mobile Verpflegung nicht leisten können, sollten Sie sich beim Senioren- oder Sozialamt nach Zuschüssen erkundigen. In Einzelfällen werden bis zu zwei Drittel der Kosten erstattet.

Qualität

Tests, zum Beispiel des NDR 2016 zeigen immer wieder, dass bei den Speisen noch vieles im Argen liegt. Insbesondere ist der Salzgehalt der Gerichte oft viel zu hoch, der Vitamingehalt ist eher gering und die Warmhaltezeiten sind oft zu lang.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat daher unter Mitwirkung zahlreicher Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis den "DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung mit 'Essen auf Rädern' und in Senioreneinrichtungen" (erhältlich auch in englischer Sprache) erarbeitet. Enthalten sind Richtlinien für die nachhaltige Speiseplangestaltung (auch für vegetarische Ernährung), Zubereitung (Garmethoden, zu verwendende Lebensmittel, Hygiene) sowie zu den Rahmenbedingungen (zum Beispiel Warmhaltezeiten).
Inzwischen gibt es vor allem in größeren Städten verschiedene Anbieter mit zertifizierten Menülinien.

Verpackung

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verpackung der angelieferten Speisen. Insbesondere unbeschichtete Aluminium-Menüschalen können problematisch sein. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in einer Studie festgestellt, dass sich Aluminiumionen aus solchen Menüschalen lösen und in die darin transportierten Lebensmittel übergehen können. Damit könnte die tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (tolerable weekly intake, TWI) von 1 Milligramm Aluminium je Kilogramm Körpergewicht überschritten werden.

Fragen Sie also unbedingt nach, ob Alu-Schalen verwendet werden und ob diese beschichtet sind. Zwar wird ein Großteil des aufgenommenen Aluminiums bei gesunden Menschen über die Niere ausgeschieden, Senioren gehören aber zu den empfindlichen Verbrauchergruppen. Aluminium wirkt auf das Nervensystem. Mehr Infos zu Aluminium gibt es beim BfR.
 

Zum Weiterlesen
Broschüre des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft: Essen auf Rädern - So finden Sie den richtigen Anbieter

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