Podcast: Sollte ich Bitcoin kaufen?

Stand:
Einfach Bitcoin kaufen und die Rente ist gesichert. Oder ist es vielleicht doch nicht so einfach?
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In dieser Folge bewerten wir den Bitcoin als Finanzanlage und beantworten dabei die Frage: Soll ich auch Bitcoin kaufen?

 

Darum geht es:

Finanzanlage in Bitcoin

Als Fiatwährung gilt Bitcoin zu der Kategorie von Währungen, die keinen inneren Wert hat. Was genau das bedeutet und welche Kriterien entscheiden, ob sich eine Anlage in die Kryptowährung investiert ist Thema dieser Folge.

 

Diesmal zu Gast:

Niels Nauhauser (Verbraucherzentrale Baden-Württemberg)

Als Leiter der Abteilung Altersvorsorge, Banken, Kredite berät Niels Nauhauser Verbraucher:innen zu ihrer Geldanlage. Er beurteilt in dieser Folge, ob eine Investition in Bitcoin eine sichere Rendite liefern kann.

Jochim Selzer (Chaos Computer Club)

Jochim Selzer ist Applikationsadministrator und liefert für diese Folge sein technisches Verständnis zu der Wertentwicklung von Bitcoin.

Transkript

 

Ganze Folge zum Nachlesen

Hier klicken, um das Transkript zu öffnen...

Dorian Lötzer: Schon in unserer letzten Folge habe ich über den heutigen Druck gesprochen, Geld so gewinnbringend wie möglich anzulegen. Und kein Produkt steht momentan so im Zentrum dieses Themas wie die Kryptowährung. Allen voran der Bitcoin.

Und die Frage, die sich viele dabei stellen ist: Soll ich auch in Bitcoin investieren?

Genau das möchte ich heute rausfinden. Und lerne dabei, wie sich der Wert von Bitcoin errechnet und was wir über seine finanzielle Zukunft wissen – oder auch nicht wissen.

Mein Name ist Dorian Lötzer. Willkommen bei Genau Genommen

Über die letzten Jahre hat sich der Bitcoin immer mehr vom Nischenprodukt zum vielzitierten Teil des Finanzmarkts weiterentwickelt. Dabei spricht man über die Technik namens Blockchain, auf die er basiert. Und wie das den internationalen Zahlungsverkehr demokratisieren und revolutionieren wird. Fraglich bleibt, ob und wann sich solche Prognosen bewahrheiten werden. Nichtsdestotrotz gibt es einen Faktor, der den Bitcoin immer wieder in den Medien und bei Anleger*innen zum Thema macht: sein Wert.

Im Sommer 2016 konnte man so einen Coin noch für knapp 600 Euro kaufen. Im Sommer 2022 spricht man von Werten um die 30.000 Euro. Zum Nachrechnen: Das ist 50 Mal mehr. Viele frühe Anleger:innen sind dank ihrer Bitcoins extrem Reich geworden. Und der rasante Preisanstieg verleitet auch zu der Vermutung (oder Hoffnung), dass man das jetzt nochmal wiederholen könnte. Dass in Zeiten von Krieg und Inflation der Krypto-Markt der einzige wirklich sichere und zukunftsträchtige Anlageort sei.

Heute will ich dieser These auf die Spur gehen und spreche deswegen mit jemanden, der sich besser auskennt, als ich: Jochim Selzer vom Chaos Computer Club.

Jochim Selzer: Mit dem Bitcoin ist es eigentlich so wie mit allen anderen Fiatwährungen, also Währungen, die praktisch aus dem Nichts erzeugt werden. Uund das sind auch staatliche Währungen. Der Bitcoin ist genau das Wert, was mein Gegenüber bereit ist, für den Bitcoin zu zahlen. Und wenn mein Gegenüber jetzt von dem von dem Bitcoin nichts hält, dann ist er halt auch nichts wert, dann kann ich dafür auch nichts kaufen.

Dorian Lötzer: Jochim Selzer benutzt hier den Begriff „Fiatwährung“. Bedeuten tut dieser genau das, was er auch beschrieben hat: Eine Währung, die nicht an einen echten Gegenstand wie Gold oder Silber gebunden ist. Übrigens: Das Trifft auch auf Euro, Dollar und viele andere Währungen zu. Bitcoins sind demnach theoretisch nur das Wert, was wir bereit sind, dafür zu zahlen oder zu tauschen. Sie sind an keinem anderen Wert gekoppelt.

Alleine erklärt das den Wert von Bitcoin aber nicht. Man muss auch noch wissen: Es gibt eine limitierte Anzahl der Coins. Als er entwickelt wurde, wurde nämlich festgelegt, dass insgesamt maximal knapp unter 21 Millionen Bitcoin existieren würden. Diese werden seitdem nach und nach erschaffen – in der Fachsprache auch „Mining“ – also Abbauen – genannt.

Sobald diese Maximalzahl erreicht wird, wird es keine Bitcoins mehr geben. Und traditionell nach Angebot und Nachfrage gerechnet wissen wir im Umkehrschluss: Wenn es nur wenig von etwas gibt, ist es (bei gleicher Nachfrage) mehr wert.

Je mehr Menschen also Bitcoin kaufen wollen, desto teurer wird jeder Bitcoin, weil es extrem aufwändig ist, neue zu produzieren und es nur eine begrenzte Anzahl geben wird.

Das ist, extrem vereinfacht, der Prozess, der zum Tageswert von Bitcoin führt. Jetzt reicht mir persönlich diese Information noch nicht, um zu wissen, ob ich auch selbst darin investieren sollte. Für mich stellt sich noch die Frage: Wenn Bitcoin, Dollar und Euro alles Fiatwährungen sind, wieso gibt es denn so eine große Diskussion um den Bitcoin?

Das hat was mit der Preisstabilität zu tun. Ich habe ja schon erwähnt, wie stark der Wert von Bitcoin gestiegen ist. Aber diese Steigerung war keineswegs eine gerade Linie.

Am 12. November 2021, zum Beispiel, war ein einzelner Coin über 56.000 Euro wert. Knapp 2 Monate später am 21. Januar 2022 nur noch 30.000. Am 1. April dann wieder über 41.000. Am 20. Mai wieder unter 28.000.

Diese starken Schwankungen feuern eine Debatte an: Ist der Bitcoin wirklich eine digitale Währung und mit Euro, Dollar und Co. zu vergleichen oder nicht? Hier nochmal Jochim Selzer dazu:

Jochim Selzer: Für mich ist es rein formal gesehen eine Währung. So aus dem Bauch raus, sage ich allerdings: Es wird im Moment weniger als Währungen denn als Spekulationsobjekt angesehen. Und da kann man sich natürlich jetzt auch darüber streiten, ob das, was ich von der Währung ja auch gerne haben möchte – dass ich ungefähr weiß, was sie wert ist – ob dieses Kriterium erfüllt ist. Also erstmal übertrieben gesagt, wenn ich jetzt mit einem Euro eine Woche lang durch die Gegend laufe, weiß ich, dieser Euro wird mir drüben beim Eismann ungefähr eine Kugel Eis bringen. Die wird nicht schlagartig, was weiß ich, auf 60 Cent fallen oder mal auf 3 Euro. Das wird immer so bei einem Euro ungefähr sein.

Und bei beim Bitcoin weiß ich es nicht mit der Sicherheit. Also Bitcoin kann je nach Schwankungen mal 20.000 bis 50.000 Euro wert sein. Man weiß es nicht so richtig. Und das heißt ja auch, wenn ich jetzt einen Bitcoin ausgebe, dann weiß ich auch nicht genau, was wird der morgen wert sein? Heißt; Sollte ich möglichst schnell diesen Bitcoin in irgendeine staatliche Währung umtauschen, aus Angst, dass dieser Bitcoin morgen nichts mehr wert ist oder sollte ich möglichst lang auf den Sitzen bleiben, in der Hoffnung, dass der Morgen das doppelte Wert sein wird? Und das heißt also, das, was ich mit einer normalen Währung mache –  ich hebe dir mir eine Weile auf, um damit mal was einkaufen zu können, in dem Vertrauen, dass die in einer Woche in einem Monat ja ungefähr noch die gleiche Kaufkraft haben wird wie jetzt – das hab ich gerade beim Bitcoin nicht. Die Leute kaufen sich den Bitcoin, um auf steigende oder fallende Kurse zu Wetten.

Dorian Lötzer: Die Definitionsfrage – ist es rein formal eine Währung oder nicht – ist für uns hier weniger interessant, als die praktische Anwendung des Bitcoins. Der Unterschied zu den „traditionellen“ Währungen ist letztendlich auch der, dass der Zweck ein anderer ist. Ich benutze meine Euro halt, um meine Miete zu zahlen und Essen zu kaufen und in den Urlaub zu reisen. Bitcoin werden aber eher dafür benutzt, um zu spekulieren. Für viele ist das Ziel: Bitcoin kaufen, um später diesen wieder für mehr Geld zu verkaufen.

Für den Rest dieser Folge spreche ich also nicht über den Nutzen von Bitcoin als Währung, sondern als Anlageprodukt. Und stelle mir nach wie vor die Frage: Ist es denn ein gutes Anlageprodukt? Sollte ich mein Geld dort anlegen, damit es später mehr wert ist?

Es gibt Menschen, die Frage mit ja beantworten würden. Es wird zum Beispiel gerne behauptet, dass der Bitcoin über einen längeren Zeitraum im Durchschnitt – trotz der kurzfristigen Schwankungen – einen höheren Ertrag liefern wird, als andere Geldanlagen. Damit sei Bitcoin in ungewissen Zeiten eine inflationssichere Anlage, während z.B. der Euro nur an Wert verliere. Ich habe Jochim Selzer gefragt, was er von diesem Argument hält:

Jochim Selzer: Das halte ich für höchst spekulativ. Wir haben mit dem Bitcoin jetzt 12 Jahre Erfahrung und wir haben jetzt in den letzten 12 Jahren den Eindruck bekommen: Ok, der Bitcoin wird immer weiter an Wert steigen. Aber: wir wissen nicht was passieren wird, wenn der letzte Bitcoin geminet ist. Wir haben mit dieser Währung einfach nicht ausreichend Erfahrung. Und mit den staatlichen Währungen wissen wir seit einigen Jahrhunderten wie die sich ungefähr verhalten. Und wenn wir mal so einen Vergleich nehmen, meinetwegen auch Gold:

Gold hat – also man könnte jetzt argumentieren, dass Gold ja auch keinen intrinsischen Wert hat. So ein Klumpen Gold ist erstmal nur ein Stück Metall aber eben auch nicht mehr. Und trotzdem haben hat sich die Menschheit seit Jahrtausenden darauf geeinigt, dass so ein Klumpen Gold schon irgendwie was wert ist. Mit anderen Worten: Wir haben eben auch so dieses Vertrauen, „na gut, egal was kommt, es wird immer irgendwelche Leute geben, die bereit sind, für einen Klumpen Gold irgendwas in Bewegung zu setzen.“ Und ich kann Ihnen keine seriöse Auskunft darüber geben, wie der Bitcoin in 5 Jahren oder 10 Jahren sein wird. Es deutet im Moment einiges darauf hin, dass er einen gewissen Wert behalten wird, aber es kann natürlich auch sein, ich weiß nicht, der nächste schlecht gelaunte Tweet von Elon Musk und der Bitcoin rauscht wieder in den Keller. Wir wissen es einfach nicht.

Dorian Lötzer: Ein tragender Grund, warum traditionelle Währungen stabiler sind, als der Bitcoin ist halt unser Vertrauen darin. Wir wissen, wie sich unser Geld in allen möglichen Krisen verhalten hat und welche Optionen Regierungen und Baken dann haben, den Krisen entgegenzuwirken. Beim Bitcoin wissen wir nicht mal, was passieren wird, wenn alle fertig geminet wurden. Es ist schlicht unmöglich, zu wissen, wie der Wert in auch nur wenigen Jahren aussehen wird – man kann nur spekulieren. Eine definitiv inflationssichere Anlage ist der Bitcoin deswegen keinesfalls.

So oder so ähnlich sehen tatsächlich viele Diskussionen um Bitcoin aus, die ich hier nicht alle aufführen kann und auch oft sehr ins philosophische und technische abschweifen. Aus meiner Sicht gibt es aber ein paar festhaltbare Grundsätze:

  • Der Bitcoin hat keinen intrinsischen – also inneren – Mehrwert
  • Der Bitcoin schwankt kurzfristig extrem stark im Wert
  • Und wir wissen nicht (und können gar nicht wissen), wie er sich in den nächsten Jahren entwickeln wird.

Jochim Stelzer hat dazu starke Worte gefunden:

Jochim Stelzer: wichtig wichtig wir reden ja hier – ich meine spekulativ heißt das Zeugs ja nicht umsonst. Wie der Bitcoin sich langfristig entwickeln wird, kann kein Mensch seriös sagen und jeder, behaupte ich, der für sich in Anspruch nimmt, mir sagen zu können, wie der Bitcoin in 10 Jahren sein wird, lügt ganz schlicht, denn wir sammeln jetzt gerade Erfahrungen mit dem Bitcoin. Mein Gefühl ist eher, dass Bitcoin nicht die letzte Kryptowährung ist, mit der wir zu tun haben. Sondern dass wir am Beispiel des Bitcoin lernen, wie wir eine Kryptowährung aufbauen müssen, die stabil, vertrauenswürdig und der ganze Rest dem ist jemand von seiner Währung verlangt.

Deswegen wäre meine Einschätzung eher: Wenn ihr eine Währung haben wollt, wenn ihr Kryptowährung haben wollt, die losgelöst von staatlicher Kontrolle ist, dann wartet lieber mal ab, was noch kommt.

 

 

Über dieses Thema habe ich aber nicht nur mit Jochim Selzer gesprochen. Ich wollte auch einen Einblick von jemanden haben, der sich vielleicht nicht so gut mit der technischen Seite auskennt, dafür aber Experte in Sachen Finanzanlegen ist. Und deswegen habe ich bei Niels Nauhauser angerufen, der die Abteilung Altersvorsorge, Banken, Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg leitet.

Auch für ihn sind letztendlich der mangelnde innere Wert und die große Unsicherheit zentrale Argumente.

Niels Nauhauser: Krypto-Werte haben keinen inneren Wert, überhaupt keinen inneren Wert. Also man muss sogar sagen, vielleicht sogar negativen. Weil - also es gibt ja immer wieder Berichte, wieviel Strom es kostet, mit Bitcoins zu bezahlen.

Ich würde nicht sagen, dass die Kryptowährungen alle wertlos sind, aber man muss halt einfach wissen, dass der Wert sich nur darauf beruht, was die Menschen dem beimessen. Ja, bei Gold kann man sagen, das hat in verschiedenen Kulturkreisen auf dem Erdball gibt es Gold als Zahlungsmittel oder gab es Gold als Zahlungsmittel und hat überall auch einen gewissen Wert gehabt. Ja, diese Geschichte kann man halt zu Kryptowährungen und nicht erzählen, ne? Also die sind ja relativ jung und wer weiß, ob wir in 50 Jahren noch von Krypto-Werten oder -Währungen sprechen. Oder ob man dann nicht sagt „naja, das war halt so ein Hype damals. Da hat man gedacht, das sei knapp und da war das ein Wert.“ Das wissen wir halt heute nicht, deswegen kann ich wirklich nicht guten Gewissens irgendjemandem das als legitimes Anlageinstrument empfehlen. Es ist meines Erachtens eher ein Spekulationsinstrument.

 

Dorian Lötzer: Vor dem rein finanziellen Hintergrund kommt Niels Nauhauser zu dem Ergebnis, dass eine Investition in Bitcoin keinen Sinn macht. Zumindest nicht, wenn Ziel der Investition ist, langfristig und sicher das eigene Geld anzulegen. Dazu ist der Coin einfach zu spekulativ.

Um klar zu sein: Ob jemand mit dem eigenen Geld spekulieren möchte, ist jedem selbst überlassen. Man muss sich aber bewusst sein, dass damit das Risiko einhergeht, auch alles an Geld zu verlieren. Vielmehr ist die Erkenntnis, die Niels Nauhauser beschreibt eher: Wenn es darum geht, das Geld möglichst sicher und profitabel anzulegen, ist man bei Bitcoin falsch.

Als Reaktion darauf sagen viele Befürworter, dass jeder ETF, jede Aktie und ja, selbst jede Währung, auch spekulativ ist. Dass man nicht wissen kann, wie die sich entwickeln. Und gänzlich falsch ist diese Aussage nicht. Zumindest nicht theoretisch.

Wenn man aber über den Aktienmarkt, Gold oder traditionelle Währungen spricht, verringern unsere langjährigen Erfahrungen das Risiko. Das Ausmaß der Spekulation, das da Betrieben wird, ist viel kleiner als bei Bitcoin.

Und damit kommen wir auch endlich zu der entscheidenden Frage für heute:

Sollte ich mein Geld in Bitcoin anlegen?

Niels Nauhauser: Wichtig sind natürlich immer, welche Ziele man vor Augen hat. Und wenn jemand zu uns kommt und sagt, sie möchte in Kryptowährungen anlegen, dann ist natürlich die Frage, die dahintersteht, „warum denn eigentlich Kryptowährung?“ Und wenn es dann darum geht, „ja, ich habe gehört, man kann damit wahnsinnig viel Geld verdienen. Meine Kumpels haben damit - sind damit reich geworden,“ dann muss ich sagen ne, das kann man abschminken. Also dann kann man auch Lotto spielen oder ins Casino gehen. Mit Glück wird man dann auch eine ordentliche Rendite einfahren, aber halt nur mit Glück. Nicht mit Können und nicht mit System. Das geht nicht. Und so ähnlich ist es eben auch bei Kryptowährungen. Das heißt, die Erwartungen, Kryptowährungen zu kaufen, weil „das ist doch besonders rentabel,“ da muss ich den Zahn ziehen und sagen „ne, eine Geldanlage aus diesem Grund zu kaufen, das ist ein falsches Motiv.“

Dorian Lötzer: Jochim Selzer hat mir auch erklärt, was er von dieser Erwartungshaltung hält.

Jochim Stelzer: Ja, es ist verlockend, wenn ich mir diese Wertsteigerungskurven gerade von Bitcoin angucke. Aber beim Bitcoin habe ich auch den Eindruck, dass es ähnlich so wie (ich sag jetzt mal) der Apple-Aktie. Wenn ich 1985 Apple-Aktien gekauft hätte, dann bräuchte ich jetzt hier nicht sitzen und als Applikationsadministrator arbeiten, sondern würde ich wie Dagobert Duck in Talern schwimmen. Und ähnlich ist halt mit einem Bitcoin. Ich hätte Bitcoin minen müssen vor 12 Jahren, als das noch mit einem Rechner und einigermaßen leistungsfähigen Grafikkarte so ohne weiteres möglich war. Und jetzt, wo der Bitcoin irgendwo so im satten fünfstelligen Bereich ist, einzusteigen, ist wahrscheinlich schon zu spät.

Dorian Lötzer: Klar, die mangelnde Erfahrung, die wir haben, kann auch bedeuten, dass Bitcoin doch noch wachsen wird. Es kann aber auch bedeuten, dass der Wert komplett zusammenbricht und auf 0 geht. Das Risiko ist also enorm.

Weil ich mich aber bemühe, positive Lösungsansätze zu liefern, habe ich Niels Nauhauser nach Alternativen gefragt:

Niels Nauhauser: und dann muss man eben auf andere Alternativen zu sprechen kommen, die dann tatsächlich hohe Renditechancen bieten und das sind historisch - das haben wir Zeitraum von hundert Jahren oder mehr - das sind historisch eben eine Beteiligung an den Aktienmärkten. Das war die Anlageklasse, die im Rückblick die höchsten Renditechancen aufgewiesen hat. Und dann ist das eine Alternative, wer seine Rendite maximieren will. Und da muss man auch nicht riskieren, das ganze Geld zu verlieren, sondern man muss dann „nur“ in Anführungszeichen Wertschwankungen aushalten.

Ja, wenn das andere Anlagemotiv ist, „ich habe Angst davor, dass die Währung auseinanderbricht und dass das ganze Finanzsystem sich destabilisiert“, dann würde ich sagen „dann überlegen Sie doch vielleicht einen Teil des Anlagebetrages in Gold zu investieren.“ Das ist so der klassische sichere Hafen bei Währungskrisen und politischen Krisen. Aber aufgrund dessen, dass der Goldpreis eben langfristig auch nicht besonders sich gut entwickelt hat - also hat man gerade mal so die Inflationsrate mit ausgleichen können über lange Zeiträume - würde ich jetzt auch nicht raten, viel Geld zu investieren, sondern immer nur einen Teil. 5 bis 10%. Das heißt je nach Anlagemotiv und Bedarf würde ich dann entsprechend unterschiedliche Lösungen skizzieren.

 

Nur, weil etwas neu und permanent im Gespräch ist, heißt nicht, dass jeder sich daran beteiligen muss. Insbesondere am Finanzmarkt bewährt sich oft Skepsis. Und, zumindest aus Sicht der Verbraucherzentralen, ist das auch bei Bitcoin so. Dabei behauptet keiner, dass der Fortschritt und die Technologie hinter den Coins wertfrei sei. Es streitet auch keiner ab, dass in den letzten Jahren extrem viel Gewinn mit Bitcoinanlagen erzielt wurde. Eher wird in Frage gestellt, inwiefern dieser Gewinn sich in Zukunft wiederholen wird.

Deswegen ist mein Fazit für diese Folge: Ich würde mein Geld nicht in Bitcoin anlegen. Niels Nauhauser vergleicht die Anlage mit Glückspiel; Jochim Selzer vermutet, dass schon zu spät sei, jetzt noch großen Gewinn mit dem Coin zu erzielen.

Wer sich zu alternativen Anlagemethoden und Altersvorsorge belesen möchte, kann das auf verbraucherzentrale.de tun. Wenn euch diese Folge gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn ihr den Podcast abonniert und weiterempfehlt. Kontaktieren kann man uns über podcast@vz-bln.de.

Mein Name ist Dorian Lötzer und heute haben wir den Bitcoin als Geldanlage genau genommen.

 

Fragen und Kommentare können Sie gerne an podcast@vz-bln.de schicken!

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