Interview mit Frithjof Jönsson, kommissarischer Leiter Recht und Beratung

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Herr Jönsson, seit wann arbeiten Sie bei der Verbraucherzentrale Berlin, und was sind Ihre Aufgaben?

Ich habe im Februar 2015 hier angefangen und leite unter anderem den Bereich der klassischen Verbraucherrechtsberatung. Außerdem gehören die Kollegin, die Verbandsklageverfahren durchführt, und die Mitarbeiterinnen am Empfang zu meinem Bereich.

Das klingt so, als ob Sie und Ihre Mitarbeiter ganz unmittelbar mit den Fragen und Problemen der Verbraucherinnen und Verbraucher konfrontiert werden.

Das stimmt. Zu uns kommen Menschen mit ihren ganz konkreten Fragestellungen. Vielleicht haben Sie einen Vertrag abgeschlossen, aus dem sie wieder heraus wollen. Oder sie wurden von einem Inkassounternehmen angeschrieben, das eine aus ihrer Sicht unberechtigte Forderung erhebt.

Was sind denn aktuelle Trends in der Verbraucherrechtsberatung?

Auf jeden Fall die Digitalisierung der Lebenswelt. Abzocke und Betrug z.B. gab es schon immer. Heute kommt Betrug oft als Phishing-Mail daher. Die klassische Abofalle lauert heute weniger hinter einer Drückerkolonne, sondern tarnt sich als Online-Gewinnspiel oder als In-App-Kauf. Und ganze Geschäftszweige, z.B. Partnervermittlungen, haben sich mittlerweile fast vollständig ins Internet verlagert.

Das klingt herausfordernd. Gibt es neben der Beratung noch andere Aufgabenbereiche?

Ja, ich bin in der Verbraucherzentrale Berlin der Ansprechpartner für den Wirtschaftlichen Verbraucherschutz. Das ist ein vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz gefördertes Projekt zur Verbraucheraufklärung.

Was genau machen Sie da?

Gemeinsam mit den 15 anderen Verbraucherzentralen setzen wir Aktionen zu bestimmten Schwerpunktthemen um. 2015 waren das "Inkasso", "Mobilität" und "Energierecht". Wir haben unter anderem eine bundesweite Umfrage zu Inkassoforderungen durchgeführt. Und am Zentralen Omnibus-Bahnhof in Berlin haben wir gemeinsam mit Kollegen aus Brandenburg Reisende über ihre Rechte aufgeklärt. Das Thema Energierecht stand im Fokus des Weltverbrauchertags am 15. März. Über ein Forum konnten Verbraucher Fragen zu ihrer Stromrechnung, zum Anbieterwechsel oder zu erneuerbaren Energien stellen, die dann von Experten beantwortet wurden.

Das klingt sehr vielseitig? Ist es nicht schwierig, auf so vielen Hochzeiten zu tanzen?

Nein, im Gegenteil, die Vielseitigkeit finde ich attraktiv an meiner Arbeit – das betrifft nicht nur die inhaltliche Seite. Zum meiner Stelle zählt neben vielen operativen Aufgaben ja auch, rechtliche Stellungnahmen zu erarbeiten oder den Vorstand zu übergreifenden Fragen zu beraten.

Auszeichnung Verbraucherschule. Foto: Daniel Gebauer - vzbv

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