Dinitrophenol (DNP): Verbraucherzentralen warnen vor dem Kauf

Stand:
Die Chemikalie Dinitrophenol (DNP) wird europaweit in Onlineshops illegal in als Fatburnern / Schlankheitsmittel vor allem für Bodybuilder angeboten. Sie reichert sich im Körper an und wird dadurch lebensgefährlich.

Das Wichtigste in Kürze:

  • 2,4-DNP ist eine hochgiftige Chemikalie, die die Wärmeproduktion des Körpers steigert. Achtung, kann der Gesundheit schaden
  • Das kann auch in vielen kleinen Mengen eingenommen zum Tod durch Überhitzen führen.
  • DNP ist nicht als Arzneimittel zugelassen und darf auch nicht als Diät- oder Nahrungsergänzungsmittel oder als Zutat in diesen verkauft werden.
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Was steckt hinter der Werbung?

Dinitrophenol (DNP) wird immer noch – verbotenerweise – in meist ausländischen Onlineshops als Fatburner / Schlankheitsmittel vor allem für Bodybuilder angeboten. Die Meldungen des europäischen Schnellwarnsystems RASFF kommen vor allem aus Großbritannien und Zypern. Bei 2,4-DNP handelt es sich um eine hochgiftige Chemikalie, die ursprünglich als Sprengstoff verwendet wurde. Sie steigert die Wärmeproduktion des Körpers (Thermogenese), was bei gleichbleibender Energiezufuhr zu einem vermehrten Fettabbau führt.

Die anbietenden Onlineshops sitzen in der Regel im Ausland, auch wenn sie sich den Anschein geben, ihren Firmensitz in Deutschland zu haben. Die Seiten bzw. zugehörige Blogs sind in (schlecht übersetztem) Deutsch abgefasst. Die Seiten weisen oft kein Impressum auf bzw. haben keinen Firmensitz in der EU. Die Gefahren werden meist klein geredet, teilweise werden die Firmenlogos bekannter Pharmafirmen abgebildet. Einige empfehlen Bitcoins als Zahlungsmittel. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Produktanbieter, die den Begriff "DNP" oder auch "Dinitrophenol" nur als Lockwort für die Suchmaschinen nutzen, ohne aber tatsächlich DNP zu enthalten.Legal findet DNP Verwendung in Holzschutzmitteln und Pestiziden.

Was bewirkt DNP und wie gefährlich ist es?

DNP entkoppelt die oxidative Phosphorylierung der Atmungskette, wirkt also auf das energieliefernde System. Um genügend ATP zu bilden, steigert die Zelle den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel, was zur Gewichtsreduktion führt. Gleichzeitig wird aber auch die Wärmeproduktion massiv gesteigert, es kommt zur Hyperthermie. Der Mangel an ATP und der erhöhte Stoffwechsel führt zu Multiorganversagen und plötzlichem Herztod. Das lässt sich dann auch durch ärztliches Eingreifen nicht mehr stoppen. Besonders problematisch: Der Stoff reichert sich im Körper an, so dass auch viele kleine Mengen zu einem tödlichen Ergebnis führen können. In den letzten Jahren gab es mehrere Todesfälle nach dem Konsum von DNP, Großbritannien spricht von einer signifikanten Anzahl. Die tödliche Einmaldosis liegt bei 1-3 Gramm. Durch die Anreicherung können aber auch auch geringere Dosen, über mehrere Tage genommen, tödlich sein.

Symptome für eine Vergiftung mit DNP sind Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche, Schwindel. Hautrötungen, Atemnot, Blutdruckabfall und Herzrhythmusstörungen. Haut, Augen und Schweiß können sich gelb färben.

Wer DNP konsumiert hat oder den Verdacht hat, dass es in einem verwendeten Nahrungsergänzungsmittel bzw. Fatburner undeklariert enthalten war, sollte die Verwendung sicherheitshalber sofort stoppen und unverzüglich ärztlichen Rat suchen oder sich bei einer Giftnotrufzentrale melden.

Im Verdachtsfall sollten Sie das Produkt an die örtliche Lebensmittelüberwachungsbehörde (bei der Stadtverwaltung erfragen) übergeben.

Wie ist die Rechtslage?

2,4-DNP ist nicht als Arzneimittel zugelassen und darf auch nicht als Diät- oder Nahrungsergänzungsmittel oder als Zutat in diesen verkauft werden. Der Verkauf ist eine Straftat.

Was tun die Behörden?

Seit 2019 gingen im europäischen Schnellwarnsystem RASFF knapp 80 Meldungen ein. Über dieses System informieren sich die Lebensmittelüberwachungsbehörden europaweit gegenseitig und sorgen dafür, dass gefährliche Produkte vom Markt genommen werden.

Im ersten Halbjahr 2019 haben im Rahmen der Operation OPSON VIII, koordiniert von Europol und INTERPOL, zahlreiche europäische Staaten unter Führung von Großbritannien Angebote von Fatburner-Produkten verfolgt, die den Inhaltsstoff 2,4-Dinitrophenol enthielten. Für 2020 meldete das RASFF erneut 28 Fälle von Online-Angeboten vor allem aus Großbritannien. In 2021 kamen Produkte aus der Türkei und Tschechien.

 

Zum Weiterlesen:

Erschreckende Bilanz bei EU-weiter Kontrolle des Online-Handels

Corona-Nahrungsergänzungsmittel – Das tun die Behörden

 

 

Quellen:


Bundesinstitut für Risikobewertung (2015): Nahrungsergänzungsmittel, die Dinitrophenol (DNP) enthalten, können zu schweren Vergiftungen bis hin zu Todesfällen führen. Mitteilung Nr. 046/2015 vom 26.11.2015 (abgerufen am 19.12.2022)

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Schlankheitsmittel versprechen viel - helfen aber nur wenig. Illegal enthaltene Substanzen führten schon zu Todesfällen. Stand: 03.01.2017 (abgerufen am 19.12.2022)

Schweizer Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärmedizin (2019): 2,4-Dinitrophenol (DNP). Stand: 21.05.2019 (abgerufen am 19.12.2022)

Food Standards Agency (2019): The dangers of DNP (2,4-dinitrophenol) and the steps we take to limit its availability and reduce risk to the public. Stand: 16.09.2019 (abgerufen am 19.12.2022)

Europäisches Schnellwarnsystem RASFF: Meldungen zu DNP (abgerufen 17.12.2020, 17.12.2021, 19.12.2022)

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (2019): OPSON VIII. Stand: 21.06.2019 (abgerufen am 19.12.2022)

ECHA-Dossier 2,4 Dinitrophenol (abgerufen am 19.12.2022)