Flexibel, aber zu viel Fleisch und zu wenig Kennzeichnung

Pressemitteilung vom
Verbraucherzentrale Berlin vergleicht und überprüft Angebot von Berliner Anbietern für Essen auf Rädern
Seniorin empfängt eine Essenslieferung an der Tür
  • Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Essen auf Rädern werden bisher unzureichend umgesetzt
  • Kennzeichnung bei einigen Anbietern verbesserungswürdig und oftmals inkonsequent
  • Angebot von Mehrweggeschirr-Systemen ausbaufähig

Mit fortschreitendem Alter sind viele Menschen auf die Versorgung mit zubereiteten Mahlzeiten angewiesen. Eine gesunde Ernährung ist wichtig, da eine ausreichende Zufuhr an bestimmten Lebensmitteln, Nährstoffen und Energie den Gesundheitsstatus wesentlich beeinflusst. Die Anbieter von Essen auf Rädern unterstützen, indem sie fertig zubereitete Mahlzeiten bis an die Haustür liefern.

Off

Essen auf Rädern wird von sozialen Einrichtungen, Wohlfahrtsverbänden und Privatunternehmen angeboten und ist vor allem auf die Bedürfnisse älterer oder hilfsbedürftiger Menschen zugeschnitten. Die Mahlzeitendienste bieten eine vielfältige Auswahl an: Von Hausmannskost über vegetarische Menüs bis zu diätetischen Speisen – wahlweise tiefgekühlt, aufwärmbar oder servierfertig. Die Lieferung der Menüs kann regelmäßig oder auch nur für einen bestimmten Zeitraum erfolgen – je nach Bedarf und ohne Vertragsbindung. Doch ist das Essen gesund?

Judith Schryro, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Berlin, erklärt: „Unser Marktcheck zeigt, dass es in Berlin bereits vielfältige Angebote für Essen auf Rädern gibt. Nur sind die Menüs leider meist nicht sehr gesund. Nachbessern ist denkbar einfach: Klare Kennzeichnung und mehr Gemüse, dafür weniger Süßspeisen und Fleisch.“

Berliner Anbieter im Test

Vierzehn Berliner Anbieter wurden mittels der Checkliste Essen auf Rädern auf Menüangebot, Service, Kennzeichnung und Befolgen der DGE-Qualitätsstandards überprüft. Der Marktcheck zeigt deutlichen Verbesserungsbedarf: Für eine gesunde Ernährung sollten gemüsebetonte Gerichte, Vollkorn und Hülsenfrüchte häufiger auf dem Menüplan stehen. Die Gerichte aller Anbieter sind dagegen sehr fleischlastig. Dabei ist die Fleischart nicht immer gekennzeichnet, was zu Schwierigkeiten führen kann, insbesondere wenn aus religiösen oder persönlichen Gründen bestimmte Fleischarten gemieden werden. Die Mehrheit der Anbieter bietet regelmäßig vegetarische Speisen an – jedoch zum Teil nur als Süßspeise. Auch die Gemüsebeilagen und die Allergene sowie die Verwendung von Alkohol werden mitunter nicht ausreichend gekennzeichnet. Während ein Dessert oder Kuchen teilweise gratis mitgeliefert wird, muss mehr zahlen, wer sich für die gesündere Salatvariante entscheidet.

An Feiertagen und Wochenenden gibt es oft eine kleinere Menüauswahl und unter Umständen fallen Liefergebühren an. Bevor sich Verbraucher*innen für einen Anbieter entscheiden, sollte geklärt werden, ob eine Tiefkühltruhe zum Erhalt der Kühlkette oder eine Mikrowelle zum Aufwärmen der Speisen zu Hause vorhanden sein muss. Wer eher zu Spontanität neigt, findet auch Angebote: Bei vielen Anbietern sind Be-, Um- und Abbestellungen bis zum Vortag möglich. Die Preise der Gerichte variieren allerdings sehr stark von 4,50 Euro bis 12,25 Euro. Wer Unterstützung bei der Menüauswahl benötigt, kann sich bei den Anbietern zunächst telefonisch beraten lassen. Teilweise wird Neukund*innen ein preisreduziertes Probemenü angeboten – eine gute Möglichkeit, um sich mit dem Angebot vertraut zu machen. Die Menüs werden in der Regel zwischen 8 und 14 Uhr ausgeliefert. Dies geschieht in den meisten Fällen in Einweggeschirr aus Aluminium oder Kunststoff, also Verpackungen, welche die Umwelt unnötig belasten.

Wie kann Essen auf Rädern besser werden?

  • Anpassung der Gerichte an DGE-Qualitätsstandards: mehr gemüsebetonte, fleischlose Gerichte sowie häufigere Verwendung von Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten
  • konsequente und leicht auffindbare Kennzeichnung von Allergenen, Alkohol sowie der verwendeten Gemüse- und Fleischarten
  • gesunde Impulse setzen durch das Anbieten günstiger oder kosten-freier Beilagensalate anstelle von Gratis-Desserts
  • Verwendung von Mehrweggeschirr (z. B. wiederverwendbarer Kunststoff oder Keramik) anstatt Einweggeschirr, welches die Umwelt unnötig belastet

Weitere Informationen

Flyer „Essen auf Rädern – Eine Checkliste zur Auswahl eines Menüdienstes“

Genussvoll älter werden

Essen auf Rädern: Auswahlkriterien für einen mobilen Menüdienst

Marktcheck Essen auf Rädern

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.
Mercedes GLK auf einem Parkplatz

Diesel-Urteil: Musterklage gegen Mercedes erfolgreich

Der Verbraucherzentrale Bundesverband hatte im Zuge des Diesel-Skandals im Jahr 2021 eine Musterfeststellungsklage gegen die Mercedes-Benz Group AG eingereicht. Das Oberlandesgericht Stuttgart entschied, dass Mercedes Verantwortung für die bewusste Manipulation von Abgaswerten übernehmen muss.
Hausfront mit mehreren Balkonen mit Steckersolarmodulen

Neue Gesetze und Normen für Steckersolar: Was gilt heute, was gilt (noch) nicht?

Für Balkonkraftwerke gelten zahlreiche Vorgaben, die politisch oder technisch definiert sind. Was ist heute erlaubt und was nicht? Verschaffen Sie sich einen Überblick über Änderungen und Vereinfachungen.
Ein Gesundheitsgerät neben dem Wort Aufruf in einem Ausrufezeichen.

Healy: Keine wissenschaftliche Evidenz für Gesundheitsversprechen

Bei den Verbraucherzentralen beschweren sich immer mehr Menschen über das Produkt "Healy". Verkäufer:innen behaupten, das Medizinprodukt würde beispielsweise bei chronischen Schmerzen, Schlafstörungen oder Depressionen helfen. Die Wirksamkeit von "Healy" ist aber nicht wissenschaftlich bewiesen.